Es ist extrem schwer, bei der Erforschung meiner polnischen Wurzeln weiterzukommen. Hauptproblem ist und bleibt die Tatsache, dass die Region und das Hofgut, von dem meine Familie abstammt, heute in Weißrussland (Belarus) liegen. Die innenpolitische Lage in Weißrussland ist sehr angespannt. Einreisen nach Weißrussland sind fast unmöglich. Meine Anfrage bei der weißrussischen Botschaft, ob es einen einfacheren Weg gibt, für einen Tag nach Wassilischki reisen zu dürfen, das nur rund 100 Kilometer von der polnisch-weißrussischen Grenze entfernt liegt, wurden abschlägig beschieden. Damit ist dieser Weg erst einmal versperrt. Vielleicht ändert sich die Lage in Weißrussland einmal.
Die Lage von Wassilischki:
Das Gut, von dem meine Familie abstammt, liegt in der Gemeinde Vasilishki / Wassilischki. Sie ist ist eine städtische Siedlung im Shchuchyn Distrikt, in der Region Grodno, und das Verwaltungszentrum des Selsoviet Vasilishki.
Im Großherzogtum Litauen war Vasilishki Teil der Woiwodschaft Vilnius. 1795 wurde die Stadt durch die dritte Teilung Polens vom Russischen Reich erworben.
Von 1919 bis 1929 war Vasilishki (Wasiliszki) Teil des Kreises Lida und von 1929 bis 1939 der Kreis Szczuczyn der Woiwodschaft Nowogrédek der Zweiten Polnischen Republik. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren mehr als 80% der 2.500 Einwohner der Stadt Juden.
Im September 1939 wurde Vasilishki von der Roten Armee besetzt und am 14. November 1939 in die Weißrussische SSR eingegliedert.
Vasilishki wurde von Juni 1941 bis zum 12. Juli 1944 von Nazi-Deutschland besetzt und als Teil des Generalbezirks Weißruthenien des Reichskommissariats Ostland verwaltet. Im Dezember 1941 wurde ein Ghetto errichtet, in dem auch Juden aus den Nachbardörfern Zaboloc und Sobakintse inhaftiert wurden. Juden wurden gezwungen, harte Arbeit zu leisten. Am 10. Mai 1942 brachten die Deutschen, unterstützt von der litauischen Polizei, eine Auswahl der Juden auf den zentralen Platz. Zwischen 1.800 und 2.200 Juden wurden im Laufe von 2 Tagen auf dem jüdischen Friedhof erschossen, wo Gruben im Voraus gegraben worden waren. Der Rest der Juden, etwa 200 Menschen, wurde in verschiedene Ghettos überführt, darunter das Ghetto Lida. Eine gewisse Anzahl von Juden überlebte, indem sie in den Wald flohen.
Der Gutshof, von dem mein Urgroßvater und Ururgroßvater abstammten, hieß Gut Lachowka. Ein Name dieses Ortes ist im Internet nicht zu finden und auf keiner Karte verzeichnet. Es ist vermutlich so, dass der Name des Ortes im Laufe von rund 200 Jahren mehrfach geändert wurde. Meine Recherchen ergaben, dass der Ort heute Lyakhovka heißt. Er liegt rund 3 Kilometer von Vasilishki / Wassilischki entfernt.
Hier ein Satelittenbild von dem ehemaligen Gutshof meiner Familie:
Auf diesem Hofgut wurde mein Ururgroßvater Stanislaus Poniatowski (*17.03.1828 + 07.01.1913) und mein Urgroßvater Vinzens Josef Poniatowski (* 21.03.1865 + 03.09.1909 in Leverkusen – Wiesdorf) geboren.